Kieler Kiezgröße gesucht
Der Wettbewerb „Kieler Kiezgröße gesucht“ ist eingebettet in den Quartiersprofilierungsprozess „Kiel kann Kiez“, der im Frühjahr 2021 mit unterschiedlichen Beteiligungsformaten angelaufen ist und in seiner Startphase von einem externen Beratungsbüro aus Berlin gesteuert wurde. Kernaussage des Abschlussberichts ist die Einteilung der Innenstadt in sechs Quartiere, deren Profil es nun gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort zu schärfen gilt. Der Wettbewerb ist das erste Impulsprojekt aus dem Prozess und der offizielle Start für die Teilraumentwicklung des Kiezes „Obere Holstenstraße“.
Im Rahmen des Wettbewerbes wurde ein stimmiges, innovatives Konzept gesucht, das neben spannenden Produkten auch ein großes Augenmerk auf Aufenthaltsqualität und Erlebnisorientierung für die Kundinnen und Kunden legt.
2021:
- 19.7.: Förderzusage
- 30.8.: Eigentümer-Konferenz im Quartier „Obere Holstenstraße“
- Nov./Dez.: Konkretisierung der Immobilien und Vertragsverhandlungen
2022:
- 20.01-24.02.: Bewerbungsphase
- 28.02.: Vorauswahl
- 08.03.: Start Bürgerinnen-und-Bürger-Voting + Sichtung Fachjury
- 10.03.: Jury-Sitzung und Entscheidung
- 05.05.: Einzug des Gewinner-Konzepts „derHeimathafen“
1. Kommunikation: Eigentümerinnen, Eigentümer und Gewerbetreibende der sechs Quartiere wurden über die Ergebnisse des Profilierungsprozesses informiert und in den weiteren Entwicklungsprozess eingebunden. Da das Instrument Ansiedlungsfonds in erster Linie in der oberen Holstenstraße Anwendung finden soll, fand hier die erste Eigentümer-Konferenz statt. Ziel des Termins war neben der Information und Partizipation, das Einholen von Absichtserklärungen der Eigentümerinnen und Eigentümer, ihre verfügbaren Flächen über den Ansiedlungsfonds bespielen zu lassen.
2. Flächenauswahl: Die Förderrichtlinie sah im wesentlich drei einzuhaltende Kriterien vor: a) es muss sich um eine schwer vermietbare Fläche handeln, b) die für die Kommune anfallenden Mietkosten dürfen maximal 70 Prozent der letzten Miete betragen, c) die Fläche sollte maximal 300 Quadratmeter groß sein. Um Partnerimmobilie des Ansiedlungsfonds zu werden, musste alle drei Kriterien erfüllt sein. Kiel-Marketing betrachtet die Miethöhe dabei noch differenzierter. Sollte sich die um 30 Prozent reduzierte Miete deutlich über dem recherchierten Mietspiegel befinden, werden Alternativen geprüft und andere vorhandene Flächenangebote bevorzugt. Sollten mehr Absichtserklärungen als monetäre Mittel vorliegen, geben die besten Mietkonditionen in Abwägung zum Zustand der Immobilie den Ausschlag. Ziel muss es sein, die Fläche möglichst unkompliziert und ohne hohe Investitionen des zukünftigen Mieters in Nutzung bringen zu können. Da die Flächenzuschnitte in der oberen Holstenstraße oftmals weit über 300 qm liegen, wurde gemeinsam mit der IB-SH nach Lösungen gesucht.
3. Mieterinnen- und Mieterauswahl: Nachdem die Partnerimmobilien und Konditionen final verhandelt waren, wurde der Wettbewerb „Kiezgröße gesucht!“ ins Leben gerufen, bei dem sich Geschäftsmodelle auf eine kostenreduzierte Nutzung der Flächen bewerben konnten. Welche Konzepte den Zuschlag auf die Flächen erhalten, entschied eine fünfköpfige Fach-Jury. Der Bewertung wurde ein Kriterienkatalog mit entsprechenden Gewichtungen zugrunde gelegt, der den Eindruck der Jury anhand eines Punktesystems transparent abbildet. Eine weitere Stimme in der Jury waren die Kieler Bürgerinnen und Bürger, die sich über ein Voting für ihr Wunschkonzept aussprechen konnten. Um ein Mindestmaß an Repräsentativität gewährleisten zu können, mussten insgesamt mindestens 500 abgegebene Stimmen erreicht werden, damit das Votum der Bürgerinnen und Bürger als gleichwertige Jury-Stimme gezählt werden konnte.
4. Projektumsetzung: Die Ausschreibung, der Aufruf zum Bürger-Voting, die Entscheidung der Jury und Implementierung der Konzepte, wurden von einer umfangreichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Ziel ist einerseits die Vermarktung des Gesamtstandorts als Innovationstreiber und andererseits die Bekanntmachung der neuen Nutzungskonzepte. Mit der erfolgreichen Untervermietung ist es nicht getan. Das Innenstadt-Management wird die Mieter*innen eng begleiten, gemeinsame Aktionen anregen und sich für einen erfolgreichen Übergang der geförderten Nutzung in eine eigenständig funktionierende Nutzung einsetzen. Wie intensiv dies notwendig ist, wird der Einzelfall zeigen.
- Landeshauptstadt Kiel
- Kieler Wirtschaftsförderung
- Eigentümerinnen und Eigentümer der Ladenflächen
Der Landeshauptstadt Kiel wurden im Rahmen der Zentrenförderung des Landes Schleswig-Holstein 219.000 Euro für einen Ansiedlungsfonds bewilligt. Mit der Umsetzung wurde das Innenstadt-Management von Kiel-Marketing betraut. Ergänzt um den Eigenanteil der Stadt stehen Kiel-Marketing 292.000 Euro bis Ende 2024 für die Anmietung von Immobilien zur Verfügung. Die Projektabwicklung hat sich dabei an der Förderrichtlinie des Landes für das Innenstadtprogramm zu orientieren: Endfassung Förderrichtlinie Innenstadtprogramm. Der Ansiedlungsfonds ist Teil eines Projektfonds zur Stärkung der Innenstadt mit weiteren drei Modulen. Insgesamt erhält die Landeshauptstadt Kiel aus dem 10-Millionen-Programm des Landes Schleswig-Holstein zur Förderung der Innenstadtentwicklung 500.000 Euro (667.000 Euro mit städtischem Eigenanteil).
Ziel des Wettbewerbs ist es, die obere Holstenstraße zu revitalisieren und die Transformation der Innenstadt voranzutreiben. Neben dem Gewinnerkonzept war der Wettbewerb auch unabhängig von der Belebung der Wettbewerbsflächen ein Erfolg, da er die Aufmerksamkeit auf die Kieler Innenstadt gelenkt und den Kontakt zu mehreren ansiedlungswilligen Geschäftsleuten hergestellt hat.
Gut gelaufen: Imagegewinn für den Standort (Dynamik, Aufbruch), Leerstandsbehebung, Kontakte zu weiteren ansiedlungswilligen Unternehmen / Gründerinnen und Gründer
Hürden: Förderrichtlinie teilweise zu eng gestrickt (es wurde aber von vornherein bei guter Begründung Flexibilität signalisiert und nun ja auch offiziell in der Förderrichtlinie angepasst)
Learnings: Vertragsentwürfe bei Wettbewerbsbeginn fertig haben; bei großen Flächen nicht nur Nachwuchskonzepte im Blick haben